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1. Deutsche Geschichte - S. 146

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
146 Das Zeitalter des Emporkommens Preuens 1648 1786. aus unter Wrangel in die von Truppen entblte Mark Brandenburg ein, in der sie bel hausten; sie drangen allmhlich bis an die Havel vor und drohten die Elbe zu berschreiten. Zwar bewaffneten sich die Bauern der Altmark und schrieben auf ihre Fahnen: Wir sind Bauern von geringem Guth und dienen unserm Gndigsten Chursrsten und Herrn mit unserm Bluth". Aber die Gefahr war groß. Da kehrte der Kurfürst zurck. der Magdeburg marschierte er der Havel zu; Rathenow, der Mittelpunkt der feindlichen Stellung, wurde von seinem Reitergeneral Dersslinger, einem sterreichischen Bauernsohn, der einst unter schwedischen Fahnen ge-fochten hatte und dann in brandenburgische Dienste getreten war, ber-fallen; nun muten die brigen feindlichen Abteilungen sich zurckziehen, ^"beain"^ zu vereinigen. Bei Fehrbellin erreichten am 28. Juni 1675 2l675kl Brandenburger, nur 6400 Mann Kavallerie stark, da die Infanterie nicht so schnell folgen konnte, den 11000 Mann starken und besser mit Geschtzen versehenen Feind. Der tapfere Reiterfhrer Landgraf Fried-rich von Hessen-Homburg, der die Vorhut fhrte, begann mit Ungestm den Angriff. Es war ein hartes Ringen, und lange schwankte der Kampf hin und her; der Kurfürst war selbst oft mitten im Getmmel, und neben ihm fiel sein Stallmeister Froben. Endlich ward der Feind nach mehrstndigem Kampfe gezwungen, unter groen Verlusten den Rckzug an-zutreten. Es war der erste Sieg, den die Brandenburger allein errangen, desto bedeutungsvoller, weil er der die waffenberhmten Schweden davon-getragen wurde. Eroberung Nunmehr warf sich Friedrich Wilhelm, jetzt der Groe Kurfürst" Pommern, genannt, auf das schwedische Pommern. Er nahm nach lngerer Be-lagerung Stettin und eroberte das ganze Festland und die Insel Rgen, ^chwedisler Sin Einfall, den die Schweden im Winter 1678/79 unter dem Feldmarschall Preußen. <gorn on Livland her m Preußen machten, milang vllig. Der Kurfürst eilte mit seinen Truppen herbei, fhrte sie auf Schlitten der das fest-gefrorene frische Haff und jagte die Feinde vor sich her, die keinen Widerstand versuchten und bis Riga flohen. Aber die Frucht solcher Erfolge sollte ihm nicht zufallen. Seine Verbndeten nmlich, die Hollnder, die Spanier und der Kaiser, hatten indessen Friedensverhandlungen mit Frankreich angeknpft Mmwegen ^ Frieden von Nimw egen abgeschlossen, durch welchen Frank-reich sich wiederum stark vergrerte. Von einem franzsischen Heere bedroht, von Kaiser und Reich im Stich gelassen, mute sich der Kurfürst zum ?Germnin Frieden entschlieen. Auf dem Schlosse S t. - G e r m a i n bei Paris 1679. wurde er unterzeichnet; die schwedischen Eroberungen muten wieder heraus-gegeben werden, v

2. Vorstufe - S. 40

1907 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
40 Deutsche Geschichte. Sattle an dem Brustharnisch zu zersplittern. Wem dies gelungen war, der galt als Sieger. War die eine Lanze zerbrochen, so griff man zu einer zweiten, welche der Knappe bereit hielt; so konnte mancher an einem Tage vierzig bis fnfzig Lanzen brechen. Auf die Einzelkmpfe folgte der Angriff der zwei Haufen. Da krachten die Lanzen, manch einer strzte zu Boden, oft schwer verwundet; da sausten die Streitxte auf das Haupt des Gegners, da flogen die Schwerter aus der Scheide, und jeder versuchte sein Pferd so geschickt zu wenden, da er des Feindes Hiebe vermied und selbst krftige Schlge austeilte. War das Turnier, das oft Tage und Wochen dauerte, beendet, so erhielt der Ritter, der sich am meisten ausgezeichnet hatte, den Turnierdank. Sein Name wurde unter lautem Schall der Pauken und Trompeten ausgerufen, und er erschien kniend mit gelstem Helm vor der edelsten Dame, die ihm eine goldene Kette, einen prchtigen Helm, einen Ring oder sonst ein Kleinod bergab. Oft fgte sie als besondere Gunst-bezeugung ein seidenes Tuch oder ein Band hinzu, das er an seinem Helm befestigte und ihr zu Ehren immer trug. Darauf zogen sich die Ritter glnzende Feierkleider an, ein groes Gastmahl und ein Ball, den der Sieger als erster Tnzer erffnete, beschlo das Turnier. _ Doch nicht immer war das Leben des Ritters im Mittelalter so fteuden- Ritterburg, reich; im Gegenteil, der Aufenthalt auf der Burg war meist sehr eintnig, besonders in den schlimmen Wintermonaten, wo Weg und Steg verschneit war, und oft wochenlang jeglicher Verkehr aufhrte. Da lag dann die Ritter-brg einsam auf einer Anhhe, von wo ein guter Ausblick ins weite Land war, oder mitten in der Ebene, aber wohlgeschtzt gegen jeden berfall durch einen tiefen, wassergefllten Graben. Ein schmaler Burgweg fhrte den kleinen Berg hinan, der die Zugbrcke ging es in den Vorhof, den stark befestigten Zwinger, welcher den ersten Ansturm der Feinde aushalten sollte. Hier bten sich die Ritter, Knappen und Knechte mit ihren Waffen. Dieser Zwinger war von der eigentlichen Burg durch die innere Burg-mauer abgeschlossen, durch die das Burgtor zu den Hauptgebuden fhrte. Im inneren Hof, Burghof genannt, erhob sich der gewaltige Berg-f r i e d, ein hoher, starker Turm, die letzte Zuflucht fr die Belagerten, zu dessen oberen Stockwerken nur eine Leiter fhrte, die leicht weggenommen werden konnte; unter ihm war das Burg verlie, der Kerker, in dem die unglcklichen Gefangenen bei Wasser und Brot schmachten muten. Die eigentliche Ritterwohnung war der P a l a s mit dem groen Rittersaal und den K e m e n a t e n, d. h. den Frauengemchern. Neben ihm stand die Burg-kapelle. Wirtschaftsgebude liefen an der Mauer entlang, in einer Ecke stand der Ziehbrunnen.

3. Geschichte des Altertums - S. 87

1906 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
87 Da ward Pompejus zum Oberbefehlshaber gegen sie ernannt und Pompejus. mit einer ganz auergewhnlichen Machtvollkommenheit betraut. In einer glnzenden Weise fhrte er seine Ausgabe aus; die Besiegung der Seeruber ist seine bedeutendste Tat. Er landete daraus in Cilicien und nahm Burg auf Burg; da ward ihm auch der Oberbesehl in dem dritten mithridatischen Kriege bertragen. 96. Der dritte mithridatische Krieg. Mit M i t h r i d a t e s war kurz nach Beendigung des ersten Krieges ein zweiter entstanden, der indessen ohne Bedeutung ist. Im Jahre 74 aber hatte er von neuem die Waffen ergriffen. Er war jetzt um so gefhrlicher, als der König Tigranes von Armenien, sein Schwiegersohn, mit ihm verbndet war. Den Ober-befehl gegen beide bernahm zuerst Licinius Lucullus. Dieser hatte cucumis, zuerst groe Ersolge; er eroberte den Pontus und drang tief in das bergige, unwegsame Armenien ein, bis er durch eine Meuterei feiner Soldaten gentigt wurde den Rckzug anzutreten. Jetzt kehrte Mithridates wieder in den Pontus zurck. Lucullus wurde vom Heere abberufen; alles, was er gewonnen hatte, fchien wieder verloren zu fein. Er lebte seitdem im Genu seiner Reichtmer, in Mue und ppigkeit; seine Mahlzeiten, seine Land-Huser waren wegen ihrer verschwenderischen Pracht berhmt. Seine Grten fllte er mit fremden Bumen; auch die Kirsche hat er in Europa eingefhrt. Nun wurde Pompejus der Oberbefehl bertragen; und er erfllte Pompejus wiederum die auf ihn gesetzten Hoffnungen. Mithridates mute von neuem aus dem Pontus fliehen. Er begab sich nach der Nordkste des schwarzen Meeres, wo die griechischen Kolonien ihm untertnig waren. In-dessen wandte sich Pompejus gegen Tigranes, der keinen Widerstand wagte, sondern als Flehender in sein Lager kam und sich ihm unbewaffnet zu Fen warf; er mute die Oberhoheit Roms anerkennen. Dann fhrte er fein Heer bis an den K a u k a f u s heran, kehrte aber nach einigen Kmpfen mit den dort hufenden Bergvlkern wieder um und durchzog als Sieger, Friede und Ordnung stiftend, Städte grndend, wie einst Alexander, Vorderasien vom schwarzen Meere bis nach Palstina. Teils schuf er rmische Provinzen, wie Cilicien und Syrien, teils lie er die Staaten der einheimischen Könige bestehen; aber berall stellte er die Herrschast Roms her. In Jerusalem brach er den Widerstand einer der jdischen Parteien und nahm den hartnckig verteidigten Tempelberg durch Sturm. Als Pompejus bei Jericho stand, meldeten ihm lorbeerbekrnzte Boten den Tod des Mithridates. Einer seiner Shne, Pharnaces, Tod des Mithridates. hatte sich gegen den Vater erhoben. Als auch das Heer zu diesem abfiel,

4. Geschichte des Altertums - S. 59

1906 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ter Beginn der Stndekmpfe. 59 machten, um parteiisch Recht zu sprechen. Viele Plebejer waren auch, wie die athenischen Bauern zu Solons Zeit, in Schulden geraten; da aber die Zinsen sehr hoch waren, so waren sie oft nicht in der Lage sie abzutragen; und nach dem strengen Schuldrecht wurde ihnen dann nicht nur die Habe genommen, sondern auch sie selbst nebst ihrer Familie verkauft. In diesen Nten faten die Plebejer, wie die Sage berichtet, den Entschlu, Rom zu verlassen und auf dem heiligen Berge" am Ufer des Anio, der wenig oberhalb Roms in den Tiber mndet, eine neue Stadt ^deu zu grnden. Mit Weib und Kind zogen sie dorthin. Die Patrizier be- Berg, fanden sich in einer peinlichen Lage; endlich schickten sie, wie erzhlt wird, Menenius Agrippa als Gesandten zu den Ausgewanderten, der sie durch die Erzhlung von der Emprung der Glieder gegen den Magen zur Vershnlichkeit stimmte. Trotzdem kehrten die Plebejer nicht eher wieder nach Rom zurck, als bis man ihnen das Recht eingerumt hatte, eigene Beamte, die zehn Volkstribunen, zu whlen. Diese erhielten died^Volks-Aufgabe, jeden einzelnen Plebejer gegen Willkr und Mihandlung seitens der Beamten zu schtzen. Jede Amtshandlung des Konsuls, jeden Beschlu des Senats konnten sie durch ihren Einspruch ungltig machen; sie galten fr unverletzlich, und wer sich an ihnen vergriff, wurde gechtet. Ihre Einsetzung war der erste Sieg der Plebejer. 64. Coriolan. Ein besonders stolzer und trotziger Patrizier war der Sage nach Gnus Marcius, der den Beinamen Coriolanuscoriola. fhrte. Dieser machte bei einer Hungersnot den Vorschlag, an die Plebejer nur dann Getreide zu verteilen, wenn sie auf das Tribunat verzichteten. Darauf wurde er von den Tribunen angeklagt; und da er seine Verurteilung voraussah, verlie er Rom. Er ging zu den Feinden seiner Vaterstadt, zu den Volskern, und bestimmte diese zu einem Feldzuge gegen Rom, in dem er selbst sie fhrte. Unwiderstehlich drang er bis eine Meile vor Rom vor. Gesandte, die man an ihn schickte, wies er ab; auch den Priestern, die ihn um Gnade anflehten, schenkte er kein Gehr; erst als die rmischen Frauen, an ihrer Spitze seine Mutter und seine Gattin, bittend in seinem Lager erschienen, fhrte er das Volskerheer wieder nach Hause. 65. Die Fabier. Cincinnatus. Unbndiger Standeshochmut, wie ihn Coriolan an den Tag legte, war ein wesentlicher Zug in dem Charakter der rmischen Patrizier. Da sie aber auch andere, bessere Eigenschaften besaen, den Geist opferfreudiger Vaterlandsliebe, strengen Ernst und Ein-fachheit der Sitten, bewies das Beispiel der Fabier und des Cincinnatus.

5. Geschichte des Altertums - S. 81

1906 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ter Krimbernkrieg. 81 zudem trat eben jetzt der König Bocchus von Mauretanien, Jugnrthas Schwiegervater, als dessen Bundesgenosse in den Kamps ein. Da whlte das Volk einen Mann zum Konsul, der nicht dem hohen Marius. Adel entstammte, sondern von niederer Geburt war, aber sich schon mannig-fach ausgezeichnet hatte, Gajus Marius. Marius stammte aus einem Dorfe, das bei Arpinum im italischen Gebirge lag. Er war ein tapferer Soldat, ohne hhere Bildung, aber ehrlich und unbestechlich, freilich von groem Ehrgeiz erfllt; als er einst als Jngling unter einem Baume schlief, war ein Adlerneft mit sieben Jungen auf ihn herabgefallen, und die Wahr-sager hatten dies dahin gedeutet, da er siebenmal das Konsulat bekleiden wrde. Er lste nunmehr Metellus im Oberbefehl ab. Auch trug er einen Sieg der Jugurtha davon. Aber der Krieg htte sich wahrscheinlich noch lange hingezogen, wenn nicht sein Qustor, Lucius Cornelius Sulla, den er als Gesandten an Bocchus schickte, durch geschickte Unter-Handlung es dahin gebracht htte, da er seinen Schwiegersohn 106 den Rmern auslieferte. Jugurtha wurde nach Rom gebracht und dort in einem ^ Tod unterirdischen Kerker erdrosselt. Marius feierte einen Triumph. Ter Kimvernkrieg. 89. Whrend die Rmer den Krieg gegen Jugurtha fhrten, waren 113-101. von Norden her zum ersten Male wandernde germanische Vlkerschaften erschienen, die durch ihre ungestme Tapferkeit das rmische Reich in die grte Gefahr brachten, die Kimbern und Teutonen. Landsuchend hatten diese Völker mit Weib und Kind und groen Herden ihre in Schleswig-Holstein und Jtland belegene Heimat verlassen. Zuerst trafen sie bei N 0 r e j a im sterreichischen Alpenlande ein rmisches Heer und vernichteten Noreja 113. es; doch wandten sie sich damals noch nicht nach Italien, sondern nach Gallien, das sie plndernd und verheerend durchzogen. An der Rhone brachten sie einem starken rmischen Heere eine neue Niederlage bei, die so vernichtend war, da sie von den Rmern mit der Niederlage bei Cann verglichen wurde. Jetzt war von neuem zu frchten, da die Barbaren in die furchtbaren Fluren Italiens einbrechen wrden; noch lange sprach man spter von dem kimbrischen Schrecken". Aber seltsamerweife suchten sich die siegreichen Horden auch jetzt ein anderes Ziel; sie fielen nach Spanien ein. Indessen whlten die Rmer M a r i u s zum zweiten Male zum Konsul Marius' und erteilten ihm diese Wrde den Gesetzen zuwider darauf noch viermal nacheinander. Marius nahm mit feinem Heere im sdlichen Gallien Neubauer, Geschichtl. Lehrbuch fr Miidchensch. I. 3. Aufl. 6

6. Deutsche Sozialgeschichte - S. 57

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Allgemeine Notlage. Soziale und religiöse Bewegung berühren sich. 57 Kaisers, Friedrichs Ii., der die Stände einigen und ein großes Friedensreich stiften werde. Allmählich mischte sich in solche Träume die Hoffnung, vom Kaiser würden alle alten Freiheitsrechte wieder hergestellt. Durch die Husitenbewegung im Anfang des 15. Jahrhunderts bekam diese Anschauung einen religiösen Charakter. Der erstrebte Ausgleich soll auch die Forderungen des religiösen Gewissens erfüllen. Die „Gerechtigkeit Gottes" wird verlangt. Auf solche Weise berührte sich die soziale Bewegung — ihrem Ursprünge nach nur eine (übrigens dem ganzen Westeuropa gemeinsame) wirtschaftlich-politische Erscheinung — mit der gleichzeitigen Kirchenreform. Der Haß gegen den leider oft unchristlich lebenden Klerus wurde durch die Husitenausstände verstärkt. Die Geistlichen müssen an Zahl und Einnahme vermindert werden, dann kann der Bauernstand wieder emporkommen — das war die allgemeine Anschauung. Dies Gefühl der Unbefriedigtheit äußerte sich von Zeit zu Zeit in seltsamem, einer geistigen Epidemie vergleichbarem Treiben. In Niklashausen bei Wertheim an der Tauber fand Hans Böhm, ein einfacher Hirt und „Pauker", gewaltigen Zulauf, als er auf eine Erscheinung der Jungfrau Maria hin seine Pauke verbrannte und zu predigen begann: die Zeit der Gleichheit ist nicht mehr fern; dann brauchen keine Zölle mehr entrichtet zu werden, alle Gewässer und Wälder sind frei für alle, bald müssen auch Könige und Fürsten um Tagelohn arbeiten. Wie ein Chronist berichtet, liefen die Handwerksgesellen aus ihren Werkstätten, die Knechte vom Pfluge, die Mägde von der Wiese herbei: 2 Monate lang fand eine förmliche Wallfahrt zum „Pfeifer von Niklashausen" statt, bis er auf Befehl des Würzburger Bischofs verbrannt wurde. Aber was half's? Im Schwarzwalde war schon ein neuer Apostel erschienen — wie manche behaupteten, der Kaiser Friedrich, der aus dem Berge gestiegen. Schweigend lagerten die Massen an der Versammlungsstätte bei Fackel- und Mondschein mitten im Walde und lauschten der Ver-

7. Deutsche Sozialgeschichte - S. 88

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
88 1713 — 1740. erwiderte aus eine Gegenvorstellung der Kriegs- und Domänenkammer, sie solle nur „den Bauern recht zu verstehen geben, was sie für einen Profit haben von der Freyheit; alsdann würde gewiß in etlichen Jahren das Land besser bebauet und gut conditionierte Amtsbauern haben, als ich jetzo pauvre Bauern habe — der Bauer rühret nichts an", und sprach 1719 ausdrücklich aus, „was es doch für eine edle Sache sei, wenn die Unterthanen statt der Leibeigenschaft sich der Freyheit rühmen, das Ihrige desto besser genießen — und ihres Hauses und Herdes, ihres Ackers und Eigentums sowohl für sich als für die Ihrigen für Gegenwart und Zukunft desto mehr gesichert seien." In der That verwandelte er auf einer Anzahl königlicher Domänen die Leibeigenschaft in Erbunterthänigkeit (vgl. S. 54). Im ganzen Lande konnte das aber nicht mit einem Schlage geschehen: auf den ritterschaftlicheit Gütern hatte der Selbstherrscher doch einen politisch überaus bedeutsamen Stand sich gegenüber, der sein Sonder-interesse wohl zu wahren wußte und seine Bauern — etwa 2/3 aller Bauern — nach Kräften der Aushebung und Werbung entzog. Heeresdienst vertrug sich nicht gut mit Herrendienst, d. H. mit Fesselung an die Scholle. In der That konnte Friedrich Wilhelm I. eigentlich nur „überflüssige Bauernkerls" für die Armee bekommen. Dennoch brach nach langer, dunkler Nacht der erste Schimmer eines neuen Tages für die Bauern überhaupt an. Daß sie in Preußen nicht (wieindenostseelän-dern) dem Schicksal der völligen Enteignung anheimfielen, als recht-und schutzlosemassedem Stärkeren preisgegeben wurden und um Tagelohn sich abschinden mußten, sondern vielmehr in ihrer bisherigen Stärke erhalten blieben oder wieder aufgerichtet wurden, das ist dem Soldatenkönige zu danken. In Hungerjahren öffnete er seine Magazine; siel die Ernte aber einmal überreichlich aus, so kaufte er den Bauern das nicht abzusetzende Getreide ab, um es in Notzeiten möglichst billig (billiger als der Marktpreis war) an Arme abzulassen. Die Zahl der Hufen und Bauernstellen ließ Friedrich Wilhelm I.

8. Deutsche Sozialgeschichte - S. 12

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
12 Urzeit. Unfreie. roo die Völkerschaften länger das halbnomadische Wanderleben fortsetzten, roar die Macht der Vornehmen größer. Hier entwickelte sich deshalb zuerst die erbliche, zugleich aber von Volksroahl abhängige Königsherrschaft, namentlich bei den Goten (König bedeutet den aus einem Geschlechte Stammenden). Wie bei den übrigen Völkern, so finden sich auch bei den Germanen Unfreie. In der Urzeit verfielen nämlich die Kriegsgefangenen ausnahmslos der Knechtschaft. Als völlig rechtlos, geradezu als Sache galt der Knecht. Nun brachte es aber schon die Art der Wirtschaft mit sich, daß Freie und Knechte öfter dieselbe Beschäftigung trieben und stets unter einem Dache wohnten. Daher ergab es sich häufig von selbst, daß die Knechte als „Ingesinde" mit zur Familie gerechnet wurden und mit den Söhnen des Herrn aufwuchsen. „Das Kind des Herrn kann man nicht vom Knechtssohne unterscheiden", sagt Tacitus in seiner Schilderung der altgermanischen Zustände; „zwischen demselben Vieh, aus demselben Boden leben sie dahin, bis das Alter die Freigeborenen absondert und Tüchtigkeit sie als solche erkennen läßt." Derselbe römische Geschichtsschreiber berichtet auch, daß Freie in der Leidenschaft des Spiels schließlich selbst die Freiheit einsetzten und sich dann in freiwillige Knechtschaft begaben. „Knechte dieser Art schaffen sie durch Handel fort, um sich auch von dem aus dem Siege entspringenden Schamgefühle zu befreien. Die übrigen Knechte gebrauchen sie nicht zu bestimmt abgegrenzten Dienstleistungen im Hause." Gelegentlich aber wurden die Knechte doch zu diesen Diensten herangezogen. Sie erhielten oft auch ein Stück Landes, um es selbständig zu bebauen, mußten dann aber dem Herrn bestimmte Abgaben an Vieh und Kleidung liefern. — Wegen der vielen Kämpfe in der ältesten Zeit gab es eine ziemlich beträchtliche Anzahl von Unfreien; ihre Kinder waren auch unfrei. Daß aber die Freiheit oft verspielt sei, ist nicht anzunehmen; denn die Freiheitsliebe der Germanen roar stärker als die Spielrout.

9. Deutsche Sozialgeschichte - S. 130

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
130 Ausgehendes Mittelalter. Neuzeit. Ardcitslosig- teit. (f. ©.49 ff.) waren es, die Recht und Ehre der Handarbeit nachdrücklich zur Geltung brachten. Immer mehr brach sich dann die Überzeugung Bahn, daß Wert und Würde der Arbeit nicht nach der zufälligen sozialen Stellung des Arbeitenden zu bemessen ist, sondern nach der bei der Thätigkeit selbst bewiesenen Kraft und nach ihrem Erfolge, daß jede Arbeit ihre Ehre hat, wenn auch nicht die gleiche. Die Reformationsbewegung trug dazu bei, solche Wertschätzung der Arbeit in allen Ständen zu verbreiten. In dem Jahrhundert vorher, dem 15., war die in den früheren Zeiten des Mittelalters bei der stetigen Kolonisation, dem Abfluß der überzähligen Arbeitskräfte, der Gebundenheit des Lehnswesens (s. S. 28) herrschende Gleichmäßigkeit von Produktion und Absatz bedenklich geschwunden und Arbeitslosigkeit hervorgetreten. Sie ward durch die Austastung der Kirche von der Werkheiligkeit (s. S. 65) befördert: galten ihr doch die Bettler als Bettler „von Gottes Gnaden". Als aber das Ansehen der alten Kirche gerade so sank, wie die Wertschätzung der Arbeit stieg, da ging man schließlich, ohne nach den Gründen der Arbeitslosigkeit näher zu forschen, mit Auspeitschen, Pranger und Gefängnis gegen die Bettler vor. Sie zur Arbeit zu erziehen, damit machten vor der Reformation nur einige Städte, z. B. Nürnberg, einen Anfang. — Die Besserung der Verhältnisse im 16. Jahrhundert war nicht von langer Dauer. Während des dreißigjährigen Krieges und namentlich in der Zeit unmittelbar darnach bildeten Bettler und Strolche eine förmliche Landplage — auch aus dem Grunde war der Bürger und Bauern Arbeit wenig gesegnet. Erst allmählich gewöhnten einzelne unumschränkte Landesherren die Unterthanen an geregelte Thätigkeit und verhalfen der Anschauung zum Siege, daß auch für den Adel das Bibelwort gelte: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen". In dieser Beziehung gaben namentlich in Preußen Friedrich Wilhelm I., der stets nach dem Grundsätze lebte: „Zur Arbeit sind die Regenten erkoren",

10. Deutsche Sozialgeschichte - S. 135

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Der vierte Stand. Lage der Fabrikarbeiter. 135 Im Anschluß an die alte Scheidung der drei Stände: Adel, Der vierte . Stand. Geistlichkeit, Bürger und Bauern kann man vom vierten Stande zunächst im weiteren Sinne sprechen. Im Unterschied von den wissenschaftlich Gebildeten sind alle die Bevölkerungsklassen ihm zuzuzählen, die vorwiegend mit dem Körper arbeiten, am geistigen Leben aber wenig teilnehmen, also sowohl ländliche Tagelöhner als auch städtische Arbeiter in Fabrik und Werkstatt. Oder aber man faßt die Bezeichnung „vierter Stand" enger mit Rücksicht auf die kapitalistische Produktionsweise. In dem Falle kann man den Stand wohl „ein Kind der großen naturwissenschaftlichen Bewegung, der auf ihr sich ausbauenden Industrie und des Welthandels" nennen, wenn zu ihm nur die Fabrikarbeiter gerechnet werden. In dieser Beschränkung gebraucht man die Bezeichnung gewöhnlich und wird sie auch in der folgenden Darstellung angewendet werden. Wie gestaltete sich die Lage dieser Fabrikarbeiter? Man nennt Lage sie wohl kurzweg „Arbeiter", und sie, die vorwiegend mit dem ^r^ter" Körper thätig sind, vergessen deshalb oft, daß in den höheren oder „besseren" Kreisen nicht minder eifrig, wenn auch in anderer Weise, gearbeitet wird, daß auch dabei oft Schweißtropfen von heißer Stirne rinnen*), daß Erholung von schwerer geistiger Arbeit oft weniger leicht und weniger gründlich von statten geht als Erholung von der schwersten körperlichen Anstrengung, und daß es nur naturgemäß *) „Ruhm und Ehre jedem Fleiß! Ehre jeder Hand voll Schwielen! Ehre jeden: Tropfen Schweiß, Der in Hütten fällt und Mühlen! Ehre jeder nassen Stirn Hinterm Pfluge! Doch auch dessen, Der mit Schädel und mit Hirn Hungernd pflügt, sei nicht vergessen." Freiligrath.
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